So hilfst du deinem Hund beim Erwachsen werden

So hilfst du deinem Hund beim Erwachsen werden

Sommer 2016, 25°C, ich ziehe meine Schuhe an, richte meinen Rucksack mit Obst und Schinken, nehm noch Wasser mit und freue mich die Sonne genießen zu können. Vor der Türe sortiere ich noch Handy und Schlüssel, fasse mit der Hand an den Türgriff, öffne die Türe und "Aua!" ich konnte mich gerade noch so an der Türe halten sonst wäre ich auf den Boden gelegen. 25kg pure schwarze Entschlossenheit rasen an mir vorbei - Ab in die Freiheit. Was ist passiert? Ich gehe mit Lennox Gassi und Lennox ist ein pubertierender Junghund.

Pubertät vs. Junghund

Ab dem abgeschlossenen Zahnwechsel spricht man beim Hund nicht mehr von einem Welpen, sondern von einem Junghund. Eine viel diskutierte und gefürchtete Phase ist nun die Pubertät. Soll es also nun wirklich soweit sein und die schlimme Zeit beginnt? Die Pubertät ist ein einzelner Ausschnitt der Junghundephase (juvenilen Phase). Während der Pubertät wird die Geschlechtsreife erreicht – das heißt wenn der Rüde beginnt sein Bein zu heben und die Hündin das erste Mal läufig wird.  Ist dieser Zeitpunkt also der Moment, an dem man aufatmen kann, aber warum kommt es in der Zeit der ganzen Junghundeentwicklung dann überhaupt so häufig zu Problemen?

Die juvenile Phase hingegen– also die Junghundentwicklung bis zum erwachsenen Tier dauert je nach Rasse vom ca. 5-24 (Spätreife auch bis zum 30.) Lebensmonat.

Die Annahme, dass die zu dieser Zeit auftretenden Probleme, die wir mit unserem jungen Hund nach seiner Geschlechtsreifen haben, als pubertäre Probleme zu betrachten, ist somit nur zum Teil richtig. Wie ich oben schon angesprochen habe, ist die Pubertät nur ein Abschnitt der juvenilen Phase und mit Erreichen der Geschlechtsreife beendet. – viele aufkommende Probleme allerdings nicht -woran liegt es denn dann also?

Wie Probleme während der Junghundentwicklung entstehen

Während der kompletten Junghundentwicklung verändert sich die Hormonelle Lage deines Hundes. Ein Teil davon macht natürlich die Geschlechtshormone aus. Eine ganz große Rolle spielt aber auch das Stresshormon Cortisol. Der Spiegel des Cortisol ist während der Adoleszenz (Jugend) deutlich höher als während der Welpenzeit und später beim erwachsenen Tier. Das heißt selbst unter ganz normalen Alltagsbedingungen ist dein Hund von vorne herein schon viel gestresster, als er es unter normalen Umständen wäre. Das heißt, er kann sich zum Beispiel schlechter konzentrieren, es fällt ihm schwer sich zurück zu nehmen, sprich geduldig zu sein, er reagiert öfter frustriert als gewohnt oder aber er kann auch bereits erlerntes Verhalten schlecht auf Signal ausführen.

Und als ob diese Hormonchaos nicht schon genug wäre, kommt nun auch noch eine Umstrukturierung des Hundegehirns hinzu. Es werden bestehende Verbindungen im Gehirn überprüft, neue aufgebaut, nicht benötigte abgebaut und alles neu strukturiert. Bereiche für den emotionalen Teil sind besonders aktiv und andere Bereiche, die für das rationale Denken und die Kontrolle der Gefühlsregungen und des Handels zuständig sind, werden besonders großzügig „umgebaut“ und stehen wegen "Umbaumaßnahmen" leider oft nicht so zur Verfügung. Das heißt der Hund reagiert emotionaler, ängstlicher oder auch aggressiver.

So einfach unterstützt du deinen Hund

Beachtest du all diese Dinge, die in deinem heranwachsenden Hund vor sich gehen merkst du schnell, dass das oft schwierige Verhalten von Junghunden nicht mit Dominanz oder Bockigkeit zu tun hat, sondern dein Junghund einfach aufgrund seiner körperlichen Voraussetzungen nicht anders reagieren kann. Es kann tatsächlich sein, dass dein Hund vergessen hat was Sitz bedeutet – er will dir nicht eins auswischen, geschweige denn die Weltherrschaft an sich reißen – er kann in diesem Moment einfach nicht auf den benötigten Teil in seinem Gehirn zugreifen. Statt einer härteren oder strengeren Hand braucht dein Hund in diesem Fall einfach mehr Hilfe und vor allem dich als verständnisvollen Partner.

Deine Aufgabe ist es geduldig zu sein, die Nerven zu bewahren und deinem Hund durch diese sehr aufregende Zeit zu helfen. Erlebt gemeinsam Abenteuer, genießt gemeinsam die Natur und vor allem nehme deine eigenen Ansprüche zurück. Verschiebe das Training auf einen besseren Tag und belaste eure Beziehung nicht negativ durch Druck und Gewalt.


Autor

Anja Wüstenhube

Verständnis, Lernbereitschaft und die Liebe Deinem Tier gegenüber ist die perfekte Basis für ein zielorientiertes Training. Als anerkannte Hundetrainerin und studierte Tierpsychologin, mit dem Schwerpunkt Verhaltenstherapie, trainiere ich gerne mit Deinem Hund und Dir.