Hund und Pferd - So startest du

Hund und Pferd - So startest du

Als im Jahr 2015 Lennox bei uns einzog, war für mich klar, Hund und Pferd das muss gehen! Mein Pferd Lizzy ist eine richtig coole Socke und im Gelände ein wahrer Schatz. Somit spielt bei mir bei dem Thema Hund und Pferd der Faktor Hund eine wesentlich größere Rolle als die des Pferdes. In diesem Blog gebe ich dir die besten Tipps wie du deinen Hund an das Pferd gewöhnen kannst und wo du anfangen kannst, wenn du dir eine Harmonie zwischen deinem Hund und deinem Pferd wünscht. 

Hund & Pferd - Die Herausforderungen

Zu Beginn möchte ich mit den grundlegendsten Dingen bei diesem Thema anfangen. Hund und Pferd sind zwei in ihren Verhaltensweisen vollkommen unterschiedliche Lebewesen. Diese Unterschiede können das Zusammenführen zu einer Herausforderung gestalten. Eine Herausforderung muss es aber nicht sein, wenn man die Punkte beachtet und durch Management und vorausschauendes Handeln die Position als "Vermittler" in dieser Konstellation einnimmt.

Der eine Aspekt beim Hund ist, dass er nicht aus Reflex oder aufgrund hoher Erregung das Pferd schnappt oder beißt. Na ja, und als potenzieller Jäger, auch übrigens eines der häufigsten Ursachen warum es mit dem Dreier-Team nicht funktioniert, der Hund kann nicht in den Freilauf, weil er jagen geht und/ oder das Weite sucht. Die oft total idyllisch gelegenen Reitstrecken mit dem Pferd sind dann doch ein "Paradies" für jagdlich ambitionierte Hunde. Wenn man den Hund auf dem Spaziergang zu zweit noch mit einer Schleppleine sichern kann und man durch das eigene vorausschauende Gehen, Gefahren vermeiden kann ist das auf dem Pferd durch die Entfernung manchmal ein wenig schwierig. Solltest du einen jagdlich ambitionierten Hund haben, empfehle ich dir parallel ein spezielles Anti-Jagdtraining.

Die Punkte beim Pferd sind hingegen, wie sicher ist dein Pferd im Gelände? Bei Gefahr oder Unsicherheit ist der natürliche Reflex vom Pferd erstmal zu flüchten. Ist der Hund dabei im Weg, kann es da auch schwerwiegende Verletzungen bei allen Beteiligten geben. Daher bevor du mit Hund und Pferd ins Gelände gehst ist es unabdingbar, dass dein Pferd ein zuverlässiger Partner ist und du es in vermeintlichen Gefahren händeln kannst. Greife ggf. auf einen kompetenten Pferdetrainer zurück, der dich hier unterstützt.

Meine Empfehlung für dich: Sabine Lang-Zentrum für Pferd, Hund & Mensch  

Eine gar gruselige Vorstellung: Das Pferd erschrickt, galoppiert davon während der Hund das Reh hetzt. Oh ja, die "Gefahren" sind real, ABER ich muss auch sagen: "Gefahr erkannt, Gefahr gebannt". Also Vorbereitung, Management und vorausschauendes Handeln ist ein Muss.

Es ist ja auch nicht immer zwingend notwendig den Hund beim Ausritt mit nehmen zu können. Bei Hunden mit einer Angstproblematik, passionierten Jägern oder körperlich eingeschränkten Hunden musst auch du abwägen, ob es nicht stressfreier und damit gesünder ist den Hund während deiner Stallzeit zu Hause warten zu lassen oder ihn während des Ausrittes von der Stallkollegin verwöhnen zu lassen. 

Der Weg zu den perfekten Schritten zu Dritt

(Erstes) Kennenlernen am Stall

Wenn du einen Welpen oder erwachsenen Hund adoptiert hast, gehe mit deinem Hund für ein erstes Kennenlernen nur kurz zu deinem Pferd. Beachte bitte die Eingewöhnungszeit für deinen Hund bei dir zu Hause von maximal 2 Wochen. Bis dahin kannst du gerne Schuhe und Kleidung ihm zum Beschnuppern vom Stall mitbringen. So hat dein Hund die Möglichkeit dein Pferd über den Geruch schonmal ein wenig kennenzulernen.

Wenn das erste Treffen am Stall ansteht, gib deinem Hund die Zeit die er braucht, um sich deinem Pferd anzunähern. Dränge ihn nicht zu deinem Pferd. Achte auch auf Anzeichen die er macht, wenn er mehr Abstand zu deinem Pferd braucht. Der Größenunterschied kann ja schon beachtlich sein. Belohne ihn gerne und ausgiebig für alles nette Verhalten, was er in der Nähe deines Pferdes zeigt. Belohnungen sind toll und machen in positives Gefühl. Ich arbeite hier auch sehr gerne mit einem Markersignal. Damit kann ich bei meinem Hund eine positive emotionale Reaktion hervorrufen. 

Deckentraining

Beginne parallel zu Hause mit dem Deckentraining. Die Decke soll seine "Ruhedecke" für deinen Hund werden und diese nimmst du dann auch mit an den Stall. Wenn das Training zu Hause und draußen gut funktioniert,  und dein Hund verstanden hat, hier passiert mir nichts und hier komme ich zur Ruhe, nimm die Decke mit an den Stall und verbinde es mit einer kleinen Trainingseinheit. 

Achte bei der Position der Decke, dass diese außerhalb im Einflussbereich der Pferde ist und dein Hund hier auch wirklich Ruhe hat. Informiere am besten vorab auch deine Stallkollegen. 

Hier meine Anleitung zum Deckentraining für dich:

 

Während das Training noch am Stall stattfindet, setzte dich gerne auch mal kurz auf dein Pferd, während dein Hund auf seiner Decke ruht. Nimm dir gerne eine Hilfsperson bei Seite, die deinen Hund am Boden bestätigen kann.

Erste Spaziergang

Auch hierfür nehme dir zu Beginn am besten eine Hilfsperson bei Seite. Zu Anfang befindest du und der Helfer sich zwischen Pferd und Hund. Da bei mir immer mehr das Training mit Hund im Vordergrund stand, habe ich zu Trainingsbeginn mein Pferd Lizzy an meinem Helfer übergegeben, damit ich geistig 100% bei Lennox sein konnte. Alles Verhalten, welches du nun schön von deinem Hund findest wird bestätigt. Er wird es dann in Zukunft auch öfter zeigen wollen, da es sich für ihn lohnt.  

Wähle kurze Strecken ohne große Ablenkung. Gehe zu Beginn auch nur an der Leine spazieren und steigere  die Schwierigkeiten kleinschrittig. Schwierigkeiten können sein: die Wegstrecke, kurz mal auf das Pferd setzen oder auch mal einen kurzen Freilauf für deinen Hund. Achte darauf immer nur eine Schwierigkeit zu erhöhen.

Arbeite parallel in deinem Alltag und auf den Spaziergängen mit deinem Hund an den gängigen Grundlagen wie ein zuverlässiger Rückruf, Grundstellung, Sitz, Platz usw.

Basics/ Verhalten generalisieren

Es sind doch auch überwiegend die Signale welche wir für unseren reibungslosen Alltag mit unserem Hund benötigen, welche wir auch beim Pferd nutzen möchten. Bevor diese aber auch beim Pferd 1a ausführbar sind, müssen Signale generalisiert werden. (Generalisieren bedeutet, dass dein Hund ein vor erlerntes Verhalten auf Signal hin ausführt, egal in welcher Umgebung du und dein Hund euch befindet und egal was rundherum vor sich geht.) Generalisiere somit alle benötigten Signal auch bei, mit und während du dich auf dem Pferd befindest.

Meine Basics für den Stallalltag sind:

  • Sitz
  • Platz
  • Warte
  • Rückruf
  • Grundstellung (am Pferd)
  • Anleinen (vom Pferd aus)

Erster Ritt

Wenn nun Hund und Pferd vom Boden aus gut harmonieren, setze du dich nun auf das Pferd und gehe die ersten Schritte euren gemeinsamen Ausritt entgegen. Zu Beginn empfehle ich noch immer einen Helfer bei Seite zu haben. 

Auch hier gilt, wähle kurze Strecke ohne große Ablenkung und steigere die Schwierigkeiten kleinschrittig. Manchmal hilft zwischendurch auch kurze Abschnitte zu Fuß. 

Ein paar Worte noch zum Abschluss

Ich hoffe nun die Tipps helfen dir und deinem Pferd-Hund-Team weiter und du kannst diese in deinem Stallalltag integrieren. 

Lennox muss nicht immer bei den Ausritten mit. Ich habe mit ihm aber einen 100% sicheren Stallbegleiter. Wir nutzen die Zeit zu dritt meist mit kurzen Ausritten auf überschaubaren Gelände oder ausgiebigen Spaziergängen. Ich hingegen muss aber gestehen, ich genieße auch die Zeit alleine für Lizzy und mich. Und auch wenn dieser Artikel nun den Schwerpunkt mehr auf den Hund legt, sollte nicht vergessen werden, welche Herausforderung es für das Pferd ist.

Ich wünsche dir und deinem Pferd-Hunde-Team viel Freude beim Üben und beim "zum Team werden".

Deine Anja 

 

 

 


Autor

Anja Wüstenhube

Verständnis, Lernbereitschaft und die Liebe Deinem Tier gegenüber ist die perfekte Basis für ein zielorientiertes Training. Als anerkannte Hundetrainerin und studierte Tierpsychologin, mit dem Schwerpunkt Verhaltenstherapie, trainiere ich gerne mit Deinem Hund und Dir.

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